Einladung zum ökumenischen Glockenläuten

Die Evangelische Kirche im Rheinland ruft ihre 668 Gemeinden auf, sich vom Martinstag (11. November) bis zum 2. Weihnachtstag (26. Dezember) jeden Abend um 19.30 Uhr am 2. ökumenischen Glockenläuten während der Corona-Pandemie zu beteiligen. „Alle Gemeindeglieder sind eingeladen, an jedem Abend einen Moment innezuhalten und im Gebet die Erkrankten und Besorgten, die Ärztinnen und Ärzten sowie die Pflegenden vor Gott zu bringen“, schreibt Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt, in einem Brief an die Gemeinden. Bereits im Frühjahr zu Beginn der Pandemie, als Präsenzgottesdienste nicht möglich waren, hatte es allabendlich an vielen Orten ein ökumenisches Glockengeläut gegeben.

Die Anregung stammt diesmal von der Evangelischen Kirche der Pfalz und dem Bistum Speyer in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in der Region Südwest. Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann haben dazu ein ökumenisches Gebet verfasst, das während des Glockengeläuts mitgesprochen werden kann. Möglich sei auch, so Barbara Rudolph in ihrem Brief, „einen Moment stille zu werden und an die Menschen zu denken, die einem lieb sind oder die sich in ihrer Existenz gefährdet sehen“.

Kerzen als Hoffnungslichter im Fenster

Darüber hinaus seien alle eingeladen, in der Zeit des ökumenischen Glockenläutens und Gebets eine Kerze als Hoffnungslicht ins Fenster zu stellen. „So setzen wir in diesen Tagen, in denen uns die zweite Infektionswelle der Corona-Pandemie große Sorgen bereitet, wiederum ein hörbares und sichtbares Zeichen der ökumenischen Gemeinschaft, des gegenseitigen Trostes und der Ermutigung“, schreibt Rudolph.

Das Gebet im Wortlaut

Treuer und barmherziger Gott, vor Dich bringen wir alles, was uns in diesen Tagen und Wochen bewegt: unsere Sorgen und Ängste, aber auch unsere Hoffnung und Zuversicht. Nach wie vor bestimmt Corona unsere Gefühle, unseren Alltag, unser Zusammenleben. Die kürzer werdenden Tage, die zunehmende Kälte und der aufsteigende Herbstnebel – sie sind wie sichtbare Zeichen der Angst, der Einsamkeit und der Verunsicherung in uns.

Wir bringen vor Dich die vielen Menschen, die sich fürchten, sich mit dem Virus anzustecken, und die sich um das Wohlergehen ihrer Familie und Freunde sorgen;
die darunter leiden, dass sie zu anderen auf Abstand gehen müssen und um ihrer Mitmenschen willen in ihrer Freiheit eingeschränkt sind;
die um ihren Arbeitsplatz bangen, in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind oder ihre Bildungs- und Berufschancen gefährdet sehen.

Treuer und barmherziger Gott, wir bitten Dich um Heilung für alle, die an Corona erkrankt sind, und um Zuversicht für ihre Angehörigen;
die Erfahrung Deiner tröstenden Gegenwart für alle alten, kranken und einsamen Menschen;
das Leben in Fülle für alle Verstorbenen, an die wir in dieser Jahreszeit besonders denken;
um Kraft für die, die haupt- und ehrenamtlich für andere da sind – in Kliniken, Altenheimen, Behinderteneinrichtungen und Nachbarschaftshilfen;
die richtigen Worte für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger, die den Menschen gerade auch in dieser Zeit Deine frohmachende Botschaft zusagen;
um Ideenreichtum und Kreativität für alle, die nach Wegen suchen, unsere Kirchen offenzuhalten und Kirche erfahrbar zu machen;
Halt für die, die durch Corona in wirtschaftliche Not geraten sind;
die richtigen Entscheidungen für alle, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung tragen;
um den Geist der Solidarität und Fürsorge für uns – und alle, die noch dazu unter Krieg und Verfolgung, Terror und Flucht leiden;
die Einsicht, dass jede und jeder von uns sich selbst zurückzunehmen muss, um das Leben anderer zu schützen.

Treuer und barmherziger Gott, Du bist das Licht, das alle Dunkelheiten unseres Lebens erhellt.
Du schenkst Hoffnung und Zuversicht, wenn wir nicht weiterwissen.
Du weckst in uns die Bereitschaft, füreinander einzustehen.
Dich loben und preisen wir alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

Mit allen Christinnen und Christen auf der ganzen Erde beten wir:
Vater unser im Himmel …

  • 10.11.2020
  • Ekkehard Rüger
  • Red