Mobil von Ort zu Ort – „weil Kirche sich bewegen muss“

Die rheinland-pfälzische Kirchengemeinde Roxheim hat eine Kirche dazu bekommen: Die „mobile Kirche“ ist einmalig im Kirchenkreis An Nahe und Glan. Auf viereinhalb Quadratmetern bietet sie alles, was für den Gottesdienst nötig ist.  

In der Gemeinde Roxheim macht die Not sprichwörtlich erfinderisch. Wenn die Menschen in Pandemie-Zeiten nicht zur Kirche kommen können, muss die Kirche eben zu den Menschen kommen, dachte sich Seelsorger Sebastian Gutzeit. „Es soll ja früher so gewesen sein, dass Jesus umherzog und die Menschen aufsuchte. Schließlich haben auch wir an bestimmten Festtagen verschiedene Orte unserer Gemeinden aufgesucht und dort Gottesdienst gefeiert. Das soll jetzt ein wenig einfacher möglich sein.“

Viel mehr als nur ein Verkaufsanhänger

Nachdem Pfarrer Gutzeit den Plan zu Papier gebracht hatte, ging es an die Umsetzung. Ein Verkaufsanhänger – drei Meter lang, eineinhalb Meter breit, zwei Meter hoch – wurde angeschafft und als Kirche gestaltet. „Der Anhänger enthält alles, was zum Feiern von Gottesdiensten nötig ist“, freut sich Gutzeit. Wenn die Klappe in die Höhe geht, wird der Altar sichtbar, stellt sich die Kanzel auf. Hinter dem Altarparavent ist Platz für die elektronische Orgel, die für echten Kirchenklang sorgt. „Das Beste daran: Es ist nicht irgendein Anhänger, sondern es ist unsere mobile Kirche – weil Kirche sich bewegen muss“, hebt Gutzeit hervor.

Am Paravent machten sich kurz vor dem Einbau Helmut Braun (von links), Bernhard Jacob und Pfarrer Sebastian Gutzeit zu schaffen.

Ein Lied als Kennzeichen: „Vertraut den neuen Wegen …“

Nicht nur zur Freude der Erbauer trägt der Anhänger das Kennzeichen KH EG 395. Im Lied Nummer 395 des Evangelischen Gesangbuchs heißt es: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt.“

Im Handumdrehen ist die Kirche einsatzbereit

Es braucht nur einen Stromanschluss, dann ist die kleine Kirche einsatzbereit. „Ich freue mich sehr darauf, diesen Anhänger nicht nur in diesem Jahr, sondern noch lange darüber hinaus auf vielfältige Weise einzusetzen und so mit der Gemeinde Gottesdienst zu feiern, dort, wo die Menschen sind und wir hinkommen können“, sagt Gutzeit.

Im Stundentakt durch den Heiligen Abend

Eingeweiht wurde die mobile Kirche am Reformationstag. An den kommenden Gedenk- und Festtagen werden die Gottesdienste ins Freie verlegt: Am Ewigkeitssonntag sollen Kurzandachten auf den Friedhöfen in Roxheim, Hargesheim und Gutenberg stattfinden. In der Adventszeit werden dann Orte aufgesucht, an denen in anderen Jahren Weihnachtsmärkte stattfinden: „Hier wollen wir mit einer kleinen Andacht und adventlicher Musik die Menschen in Weihnachtsstimmung bringen.“ Und an Heiligabend macht die mobile Kirche wieder die Runde: Im Stundentakt geht‘s von Dorfplatz zu Dorfplatz. Bei festlicher Beleuchtung und einem kurzen Gottesdienst mit viel Weihnachtsmusik wird die Geburt Jesu gefeiert.

  • 2.11.2020
  • Dieter Ackermann
  • Dieter Ackermann